Türkei/Geschichte

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                                                    Retrospektiv - Geschichte als Geschichtsschreibung:

 

"Historie ist in ihrem Resultat, dem historischen Wissen,

eine durch zeitgleiches oder unmittelbar zeitnahes Bewußtsein

doppelt gebrochene konstrukthafte Widerspieglung

jener Teilbereiche und Fragmente der Realgeschichte,

die durch referierte Geschichte der Gegenwart

als wißbar und reflektierbar übermittelt sind."

 

(K.Bergmann/ H. J. Pandel, Geschichte und Zukunft. Didaktische Reflexionen über

veröffentlichtes Geschichtsbewußtsein, Frankfurt am Main 1975, 65)

 

                                 

                                                                           ۞

 

Nachdem ANqA e.V.  in der Bildungsreihe die deutsch-türkischen Beziehungen - gestern und heute  die Zeit der Reformation im Ansatz beleuchtet hat, soll im nächsten Schritt  die Zeit um die Jahrhundertwende (1876-1908)  in den Blick gerückt werden:

 

„Die deutsch-osmanischen Beziehungen nach dem Berliner Kongress von 1878 werden in der historischen Forschung eher in allgemeinen Werken zur Imperialismusforschung oder in kleineren Beiträgen behandelt.[...] Neben deutschsprachigen Imperialismushistorikern melden sich seit zwei Jahrzehnten auch türkische Wissenschaftler mit ihren Forschungen an verschiedenen deutschen Universitäten (Berlin, Bochum, Bamberg, Freiburg etc.) zu Wort und suchen einen Zugang zum Thema, der beide Seiten berücksichtigt und eine einseitige Interpretation des deutsch-osmanischen Verhältnisses vermeidet. Es ist diesen jungen Forschern im Allgemeinen gelungen, sowohl die deutsche als auch – unter Verwendung der osmanischen Quellen und der modernen türkischen Literatur – die osmanische Sicht zu berücksichtigen.[...] Ebenso erscheinen in der Türkei in der letzten Zeit neuere Werke zur Zeit des Sultans Abdulhamid II. (1876-1909).[...]

 

Die Defizite der deutschsprachigen Forschung zu überwinden, hat sich auch Mehmet Cebeci in seiner kürzlich veröffentlichten Dissertation zum Ziel gesetzt und will die deutsch-türkischen Beziehungen in der hamidischen Periode (1876-1909) und die Rolle Deutschlands in der osmanischen Außenpolitik nach dem Berliner Kongress untersuchen.“

 

 

 

Mustafa Gencer: Rezension zu:

Cebeci, Mehmet: Die deutsch-türkischen Beziehungen in der Epoche Abdülhamids II. (1876-1908). Die Rolle Deutschlands in der türkischen Außenpolitik unter besonderer Berücksichtigung der Bulgarischen, Ägyptischen und Armenischen Frage. Tectum-Verlag, Marburg  2010, in: Connections. A Journal for Historians and Area Specialists, 18.02.2011, www.connections.clio-online.net/publicationreview/id/rezbuecher-15592.

 

 

 

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                                             Bildungsreihe:  Deutsch-türkische Beziehungen – gestern und heute

 

         Eine Bildungsreihe  von

                  ANqA e.V.- Verein für Transkulturelle Bildung 

 

 

DAS „TÜRCKENBÜCHLEIN“ ZUR ZEIT LUTHERS:

FEINDBILDER – GESTERN UND HEUTE 

 

FREITAG, 15.12.2017,

15-18 UHR GEMEINDEHAUS,

ZANDERSTR. 51

53175 Bad Godesberg

In Kooperation mit der Ev. Johannes-Kirchengemeinde

und der freundlichen Unterstützung der  Stabsstelle Bonn

Bitte mit Anmeldung

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 Aus aktuellem Anlass soll der Fokus dieser ersten Reihe  auf die deutsch-türkischen Beziehungen gerichtet sein.

Beginnen wollen wir mit einem historischen Blick zurück bis in die Zeit der Reformation, die aus der Fülle ihrer 500-jährigen  Kirchengeschichte ein reiches Material zu den deutsch-türkischen Beziehungen bietet.

Seit der Eroberung Konstantinopels (1453) durch das Osmanische Reich, sah sich das christliche Europa einer realen Bedrohung gegenüber, die durch unterschiedliche Strategien verarbeitet wurde. 

 

 

 

 

Der in Göttingen lehrende protestantische Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann hat in seinem „Türckenbüchlein“ die Deutungsmuster der „türkischen Religion“ im Hinblick auf die binnenchristliche Auseinandersetzung untersucht und stellt fest, wie sich diese auf das Selbstbild der Christen auswirkt:

 

 „ Im ‚Türken‘ fand die sprachlich, national, politisch, kulturell, später konfessionell diversifizierte, vielfach agonal zersplitterte lateineuropäische Christenheit einen kontrastiven Widerpart ihrer selbst,  eine extrapositionelle Alterität, die es erlaubte, sich selbst ideologisch als Einheit zu imaginieren und zu postulieren – sei es eben als Christenheit, als Europa, oder, so in deutschen Texten vor allem des 16. Jahrhunderts, als ‚deutsche Nation‘."

 

 Thomas Kaufmann, »Türckenbüchlein« , Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd, 97, Vandenhoeck & Ruprecht 2008 , 15.

 

 

 Eine Rezension zum »Türckenbüchlein« von Michael Quisinsky

 

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"Ohne Türken keine Reformation"

 

So fasst der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann die Haltung Martin Luthers zusammen. Er geht außerdem davon aus, dass die Bedrohung durch das Osmanische Reich die Reformation begünstigt habe:

"Ich selbst habe mal sehr zugespitzt formuliert: 'Ohne Türken keine Reformation.' Das kann man, denke ich, aus verschiedenen Gründen sagen. Also zum einen: Die Mitbeteiligung der Protestanten an der Türkenabwehr wurde sozusagen in gewisser Weise erkauft mit dem Schutz der reformatorischen Lehre, jedenfalls befristet, bevor es dann den dauerhaften Religionsfrieden gab."

 

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